Die acht Belle Epoque Schaufelradschiffe der CGN haben einen kulturhistorischen und touristischen einmaligen Wert.
Jede Hauptrenovation bedingt ein grosses technisches Fachkönnen und präzise Denkmalschutz-Kenntnisse. Zwischen 10 und 15 Millionen SFR., je nach Schiffsgrösse, werden dafür benötigt.
Unabhängig vom Zustand der Erhaltung weist jedes Belle Epoque Schiff bezüglich seines Originalzustandes verschiedene spezifische Abweichungen auf. Dies braucht aber seinem historischen Wert nicht zu schaden und dokumentiert die technische Entwicklung seit einem Jahrhundert, sowie die gesteigerten Ansprüche bezüglich der Sicherheit und den Bedürfnissen der Navigation auf unseren Seen.
DS Rhône hat seine Generalüberholung im Mai 2019 begonnen. Das Schiff hatte, mit Ausnahme einer Revision seiner Dampfmaschine im Winter 2002-2003, seit 1968, also seit über 50 Jahren, von keiner Solchen profitieren können.
Diese wurde hauptsächlich durch die drei Anrainerkantone, Hauptaktionäre der CGN, finanziert. Die ABVL hat sich mit 3,6 Mio SFr. und das Bundesamt für Kultur (BAK) mit 2,2 Mio SFr. daran beteiligt.
Fast 18 Monate und 60‘000 Arbeitsstunden waren nötig, um die „Italie“ zu neuem Leben zu erwecken
M/S „Italie“ hat seine authentische Belle Epoque – Silhouette, gepaart mit modernster Technologie an Bord, wieder gefunden und ist nun bereit, die Passagiere ganzjährig erfreuen zu dürfen.
Über 10 Jahre wartete das stillgelegte Schiff, an der Werftmole verankert, bevor am 12. Mai 2015 im Trockendock mit der Totalrenovation begonnen werden konnte. Die grosszügige Unterstützung durch die 20‘000 Gönner der ABVL und die anschliessende Abschlussfinanzierung durch den Kanton Waadt ermöglichten das Gelingen der bewundernswerten Realisierung.
Dieses Prunkstück der Belle Epoque – Flotte wurde Mitte November 2016 wieder in Betrieb genommen.
M/S Vevey war ursprünglich, ähnlich wie heute noch D/S Savoie, mit einer klassischen Sulzer Zweizylinder- Verbund- Dampfmaschine ausgerüstet. 1955 wurde diese aber durch eine diesel-elektrische Anlage ersetzt.
Das Prinzip dieses Antriebes wird während der Hauptrenovation, mit zusätzlichem Einbau modernster Technologie, beibehalten. Zwei Asynchron – Elektromotoren werden durch drei Wechselstromgeneratoren mit Dieselmotorantrieb gespiesen und bewegen mit Reduktionsgetrieben die zwei Schaufelräder. Die beiden sind unabhängig voneinander und werden elektronisch synchronisiert.
Die drei Dieselmotoren haben, zum ersten Mal in der Schweiz auf einem Schaufelradschiff, Partikelfilter. Ihre Wasserkühlung dient der Heizung des Schiffs. Verschiedene Abteile unter Deck können hermetisch abgeschlossen werden, was dort den Einbau von fixen Feuerlöschanlagen ermöglicht. Damit betritt auch hier M/S Vevey Neuland. Eine Kommandozentrale im Hauptdeck erlaubt dem Mechaniker, alle Antriebs- und Zusatzanlagen ferngesteuert zu überwachen.
Damit enthält M/S Vevey in seiner über hundertjährigen Schale die neuesten Errungenschaften des Schiffbaus.
Die Koordination aller Arbeiten (über 100‘000 Arbeitsstunden) an Bord und während den Vorfabrikationen stellte eine besondere Herausforderung dar.
D/S La Suisse erfährt zwischen November 2007 und April 2009 eine Totalrenovation.
Ein anspruchsvolles Projekt
Vorgängig der Schlosserarbeiten wurden die Originalbleche überall ausgemessen. Circa 15% der Schale musste wegen Korrosion ersetzt werden, was für ein 100-jähriges Schiff doch sehr wenig ist.
Die Original-Dampfmaschine wurde einer Generalrevision unterzogen und der Kessel neu berohrt (aber nicht ersetzt). Die Küche befindet sich neu, wie auf D/S Savoie, in der Schale und ist sehr modern eingerichtet.
Die wichtigsten Etappen der Totalrenovation : Demontage der Decks und der Inneneinrichtungen, Ersetzen der korrodierten Schalenbleche und Sandstrahlung, Neuverrohrung des Kessels und Revision der Dampfmaschine, Wiedereinbau der oberen Strukturen und der Täferungen, sowie schliesslich der fixen Ueberdeckung des Oberdecks.
Das Steuerhaus ist die Kommandozentrale des Schiffs und enthält neben den Navigations- auch die wichtigsten Ueberwachungsinstrumente verschiedener Art. Viele Schottwände haben ein Wabenmuster, die Decks sind aus Sperrholz und das fixe Zeltdach ist aus Airex-Schaum angefertigt.
Das Ganze stellt eine ausgereifte Kombination von traditionellem Handwerk und modernster Technologie dar.
Die Renovationen berücksichtigen alle denkmalschützerischen Aspekte
Viel Wert wird darauf gelegt, sich bei den Renovationen dem Originalzustand so weit wie technisch möglich wieder anzunähern.
Die Association Patrimoine du Léman (APL) in Nyon hat mit ihren Nachforschungen wesentlich dazu beigetragen und alle diesbezüglichen Arbeiten standen unter der Aufsicht des Denkmalschützer des Kantons Waadt. Damit konnten u. A. die Original- Bug- und Heckverzierungen, sowie ein historisches Rettungsboot am Heck, wieder angebracht werden.
D/S Savoie erfuhr 1966-1967 eine umfangreiche Teilrenovation mit Ersatz der beiden Original-Heizkessel und Umstellung von Kohle- auf Oelfeuerung. Auch die Inneneinrichtungen wurden weitgehend umgebaut, mit u. A. der Verlegung der Küche ins Heck des 1. Klasse – Salons und Einrichtung einer Bar an seinem Eingang.
Zwischen 2004 und 2006 erfährt der Dampfer eine 18-monatige Totalrenovation. Circa 50% der Aufbauten und der Inneneinrichtungen werden ersetzt oder restauriert und der Salon der 1.Klasse findet seine ursprüngliche Verwendung zurück. Die Küche wird in die Schale verlegt. Die Originaldampfmaschine bleibt erhalten und die beiden Heizkessel von 1966 werden durch einen Einzigen und sehr Modernen ersetzt. Damit ist Savoie seither der Sparsamste der Dampferflotte bezüglich seines Brennstoffverbrauchs.
Erwähnenswert ist auch, dass Savoie in der Schweiz der erste Dampfer ist, der mit einem Bugstrahler ausgerüstet wurde. Seither wird dieser bei der CGN konsequent bei allen Hauptrenovationen installiert. Der Bugstrahler verbessert bekanntlich die Manövrierfähigkeit des Schiffs und damit auch die Sicherheit.
Am 18 August 2003 erleidet D/S Simplon in der Bucht von Genf, im Maschinenraum vor dem Heizkessel, einen gravierenden Zwischenfall und ist nicht mehr einsatzfähig. Die ABVL bietet der CGN ihre Hilfe an und startet, unter dem Motto „Rettet D/S Simplon“, ihren ersten grossen Spendenaufruf. 2 Millionen SFr. werden in 18 Monaten gesammelt, die CGN stellt einen gleichen Beitrag zur Verfügung und die Reparatur, gepaart mit verschiedenen Renovationsarbeiten, beginnen im Mai 2004. Im Juli 2005 wird das Schiff feierlich wieder in Betrieb genommen. Es handelte sich hier um eine erste grosse Teilrenovation eines historischen Dampfers nach dem Jahr 2000.
Im Jahre 2008 werden plötzlich an beiden Kolben Risse entdeckt und das Schiff muss ein Jahr später, Ende August, aus dem Dienst genommen werden. Die CGN ersucht erneut die ABVL, die kostspieligen Reparaturen wenn möglich mitzufinanzieren, wozu sie einwilligt. Diese erfolgen dann im Rahmen einer Generalrevision der Dampfmaschine und gleichzeitig wird ein Bugstrahler installiert. Dazu kommt noch eine Auffrischung der Salons der 1. und der 2. Klasse.
D/S Simplon sollte in einigen Jahren noch einer dritten und vielleicht letzten Teilrenovation unterzogen werden. Dazu gehören dann u. A. die Neuanfertigung des Oberdecks und des Steuerhauses, damit die Silhouette des Schiffs, wie z.B. auf D/S Savoie und D/S La Suisse, sich wieder dem Originalzustand annähern und die unschönen Modifikationen der Sechziger- und Siebzigerjahren eliminiert werden können.
Der Veteran Montreux (1904) ist das erste Belle Epoque Schaufelradschiff der CGN, das von einer Totalrenovation, die ihm, nach mehreren im Verlauf der Zeit doch recht unglücklich getätigten Modifikationen der Silhouette und auch der Inneneinrichtungen, seine ursprüngliche Eleganz zurückbrachte.
Es ist auch das Einzige, das nach einigen Jahrzehnten diesel-elektrichen Antriebs aus den Fünfzigerjahren, zurück „revaporisiet“ wurde. Die moderne neue Maschine kann von der Kommandobrücke ferngesteuert werden -eine Weltneuheit für eine Dampfmaschine!- und gestattet dadurch, die Besatzung um eine Person zu reduzieren.